Mit pax christi-Bewegung eng verbunden
15. Okt 2024
Am letzen Septemberwochenende haben die pax christi-Bewegung im Bistum Speyer und die Pfarrei Pax Christi den 70. Weihetag der Friedenskirche St. Bernhard in Speyer gefeiert – am Samstag mit Orgelmusik, Kurzvorträgen, der Möglichkeit zur Begegnung und einem Friedensgebet in der Pax-Christi-Kapelle, am Sonntag folgten ein Festgottesdienst mit Dompfarrer Matthias Bender, musikalisch gestaltet vom Chor der Domgemeinde unter Leitung von Monika Keggenhoff. Den Abschluss bildete ein Gemeindefest auf dem Kirchenvorplatz.
Die Jubiläumsfeier beleuchtete (am Samstag) besonders die Arbeit der katholischen Friedensbewegung pax christi und ihre Rolle beim Bau der Bernhardskirche, die am 26. September 1954 unter großer deutscher und französischer Beteiligung geweiht wurde.
Am Samstag sprach Gerold König, Bundesvorsitzender von pax christi, auf dem Hintergrund der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten über „Christliche Friedensarbeit – Wurzeln und aktuelle Herausforderungen“. Die christliche Botschaft mit der Bergpredigt ist für König der Auftrag für christliche Friedensarbeit. Ohne das Selbstverteidigungsrecht der Ukraine infrage zu stellen, betonte er die Notwendigkeit, die Logik des Militärischen und des Krieges zu überwinden. „Eine verantwortungsvolle Politik muss sich zum Ziel setzen, den größten Krieg in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg schnellstmöglich zu beenden und eine weitere Eskalation zu verhindern." Dazu gelte es, den Frieden im Krieg vorzubereiten. „Fragen, wie ein Zusammenleben nach einem formalen Kriegsende gestaltet werden kann, erscheinen jetzt noch sinnlos, müssen aber dennoch angedacht werden“, so König.
Norbert Rönn, in den 1980er und 1990er Jahren Vorsitzender der pax christi-Bewegung im Bistum Speyer, zeigte auf, dass die „geistlichen Fundamente“ zum Bau der Kirche bereits während des Zweiten Weltkrieges gelegt wurde. Der Zweite Weltkrieg war noch nicht zu Ende, da forderte der französische Bischof Pierre-Marie Théas im Sommer 1944, in Gestapo-Haft, seine Mithäftlinge auf, die Botschaft der Feindesliebe auch auf die Deutschen anzuwenden. Am 10. März 1945 rief Bischof Theas mit 40 weiteren französischen Bischöfe und engagierten Laien zu einem „Gebetskreuzzug“ zur Versöhnung mit Deutschland auf. Das sei die Geburtsstunde der internationalen pax christi-Bewegung gewesen, die im Grenzbistum Speyer schnell Verbreitung gefunden habe, so Rönn. Mit ihrem Ursprung als Versöhnungsbewegung habe sie wichtige Impulse zum Bau der Speyerer Friedenskirche St. Bernhard beisteuern können. Der damalige Bischof Isidor Markus Emanuel habe deshalb die Kapelle in der Krypta des Gotteshauses der Pax-Christi-Bewegung als „eine bleibende Heimstätte“ übergeben. Hier findet auch heute jeden Mittwoch um 18 Uhr ein Friedensgottesdienst statt.
Seit ihrer Weihe sei St. Bernhard in Speyer ein Ort, „der für Versöhnung und Frieden steht, an dem Friedenssehnsucht spürbar bleibt – gerade auch in diesen Tagen“, so Rönn. Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine herrsche wieder Krieg in Europa. St. Bernhard, und vor allem die Pax-Christi-Kapelle mit ihren mahnenden „Friedenserden“ von allen Kontinenten, könnten so auch heute ein Ort der Zuversicht und der Hoffnung sein. „Warum soll Ukrainern und Russen nicht auch gelingen, was Deutschen und Franzosen nach Jahrhunderten der Feindschaft gelungen ist.“ Dass die Speyerer Gemeinden 2016 ihrer neuen gemeinsamen Pfarrei den Namen Pax Christi gegeben haben, nannte Rönn ein „wegweisendes Zeichen“.